„Lieber Herr Apfelbaum“, sagte Quaks der Froschprinz, „wir sind ausgezogen, um ganz viele aus dem Märchenreich zu einer Beratung am großen Teich einzuladen. Wir wollen mit allen zusammen eine Menschenprinzessin finden, damit diese einen Froschprinzen küsst, um den Glauben an das Märchenreich zu erhalten.“
„Ein schöner Gedanke“, säuselte der Baum, „doch leider kann ich nicht mit. Meine Wurzeln sind tief in der Erde verankert, ich kann nicht laufen. Aber geht nur weiter, ihr kommt bald an ein kleines Häuschen. Dort wohnt die Frau Holle, die kann euch bestimmt weiterhelfen.“ Quaks verbeugte sich artig und all seine Geschwister taten es ihm nach. Sie sammelten sich und hüpften weiter.
Es dauerte nicht lange und sie kamen tatsächlich an einem kleinen Häuschen an. Aus einem der Fenster im ersten Stock schaute eine alte Frau und strich dabei das Daunenbett glatt, welches sie über das Fensterbrett nach draußen gehangen hatte.
„Hallo! Sie müssen wohl Frau Holle sein“, quakte Quaks.
Diese lehnte sich weit aus dem Fenster und blinzelte nach unten. Wegen ihres Alters war sie wohl ein wenig kurzsichtig und konnte die vielen Frösche dort unten im Gras nicht sogleich erkennen. „Ja, wer ist denn da?“, fragte sie vorsichtig.
„Kinder vom Froschkönig“, erwiderte Quaks und machte einen tiefen Knicks.
Wenige Augenblicke später öffnete sich die Eingangstür des Häuschens und Frau Holle trat in den Garten. „Mein guter, alter Freund der Froschkönig hat inzwischen so viele Kinder? Na, ich bin begeistert. Und was wollt ihr von mir?“
Quaks trat nah an die alte Frau, weil er dachte, dass sie vielleicht auch nicht mehr so gut hören konnte. Er erklärte, warum er und seinen Geschwister sich auf den Weg durch das Märchenreich gemacht haben und wie es nun weitergehen sollte.
Nach dem Bericht klatschte Frau Holle begeistert in die Hände. „Da bin ich doch sofort dabei. Schon seit Jahren suche ich eine Hilfe für meinen Haushalt. Ich hatte ja mal die Goldmarie hier, aber das ist schon so lange her. Danach nur Pech mit dem Hauspersonal. Vielleicht finde auch ich auf diesem Wege wieder so ein fleißiges und ehrliches Mädchen, wie es die Goldmarie war.“
Sie verschloss sorgsam ihr Häuschen und machte sich mit den Fröschen auf den Weg. Diesmal hüpften die Frösche nicht, sie watschelten neben Frau Holle her, sodass sie ihnen auch bestimmt folgen konnte.
Schließlich gelangten sie in einen Wald. Die Frösche zögerten, denn sie liebten das offene Land und natürlich ihren Teich. Über die Wälder hatten sie die unheimlichsten Dinge gehört, ebenso über dessen Bewohner.
Frau Holle kniete sich mühsam zu Quaks hinunter und ließ ihn auf ihre ausgestreckte Rechte springen. Mit ihm auf der Hand richtete sie sich wieder auf und hob ihn ganz dicht an ihr Gesicht.
„Ihr braucht euch nicht zu fürchten“, erklärte sie dem Froschprinzen. „Ich kenne die Gesellen, die hier in diesem Wald wohnen. Es sind die sieben Zwerge. Sie sind etwas raubeinig, aber sonst grundanständig und sie werden uns bestimmt helfen, denn auch sie vermissen jemanden.“
„Ich weiß, ich weiß es ...“, quakte plötzlich ungeduldig eine Stimme.
Quaks und Frau Holle blickten sich um.
Quiks, Quaks älteste Schwester saß vor ihnen und hüpfte aufgeregt auf und ab. „Sie vermissen Schneewittchen.“
Quaks schüttelte unwillig den Kopf, er konnte es nicht leiden, wenn sich jemand so in den Vordergrund spielte.
Frau Holle jedoch nickte lächelnd und sagte: „Ganz genau. Du hast gut in der Märchenschule aufgepasst! Also, wie gesagt, vor den Zwergen brauchen wir keine Angst zu haben. Last uns gehen, äh, hüpfen.“
Gesagt, getan. Sie folgten der alten Dame in den Wald und schon bald erblickten sie auf einer Lichtung ein überaus entzückendes, kleines Häuschen mit vielen bunten Blumen darum herum.
Frau Holle blickte in den Himmel, genauer gesagt suchte sie die Sonne.
„Ich befürchte, die Zwerge werden um diese Zeit noch nicht zu Hause sein. Sie müssen ihre Arbeit im Bergwerk verrichten. Aber sie haben mit Sicherheit nichts dagegen, wenn wir schon einmal hineingehen.“
Die Tür war unverschlossen, worüber sich Quaks ein wenig wunderte.
Als hätte Frau Holle seine Gedanken gelesen, sagte sie: „Ja, sie warten noch immer auf Schneewittchen, deshalb lassen sie ihre Eingangstür stets geöffnet.“ Gebückt betrat sie den Raum, denn er war ja für viel kleinere Geschöpfe gedacht als sie.
Die Frösche hatten damit keine Probleme. Sie bestaunten die kleinen Möbel, die winzigen Einrichtungsgegenstände und ließen sich schließlich rund um den Tisch nieder.
Auch Frau Holle zog sich den größten der Stühle heran und ließ sich darauf niedersinken.
Die Reise hatte sie alle angestrengt und schon bald dämmerten alle vor sich hin.
„Hei Ho, Hei Ho. Wir sind vergnügt und froh“, schallte es plötzlich durch den Wald.
Erschrocken rückten die Frösche dichter zusammen.
Frau Holle, deren Kopf auf ihren Brustkorb gesunken war, richtete sich langsam auf. „Oh, die Zwerge kommen von der Arbeit zurück.“
Und schon wurde die Eingangstür aufgerissen und der erste Zwerg trat in die Behausung. „Was zum ...“, rief er erstaunt. Dann erkannte er inmitten der ganzen Frösche Frau Holle. „Ach, Sie sind es, gnädige Frau Holle. Aber was sollen diese ganzen Kröten hier?“ Noch bevor die Angesprochene antworten konnte, blähte sich Quaks zu doppelter Größe auf. „Ich muss doch sehr bitten“, protestierte er laut quakend, „wir sind Frösche und haben weder etwas mit Kröten noch mit Unken zu tun. Ich verbitte mir solche Vergleiche.“ Inzwischen hatten auch die restlichen sechs Zwerge das Haus betreten und es wurde etwas eng.
Die Frösche rückten näher aneinander und starrten die Hausbewohner an.
Frau Holle schüttelte lächelnd den Kopf. „Nun mal ganz ruhig, meine lieben Freunde“, sagte sie. „Das hier ist Quaks, sozusagen der Anführer der Frösche, und er wird euch Zwergen gleich erklären, weshalb wir hier hereingekommen sind und auf euch gewartet haben.“ Die Zipfelmützenträger beruhigten sich und hörten gespannt zu. Nachdem Quaks geendet hatte, klatschten sich die Zwerge gegenseitig ab und der Oberzwerg begann zu sprechen. „Ich hatte ja schon lange die Idee, eine Versammlung im Märchenreich einzuberufen. Aber alleine hatten wir entweder nicht den Mut, oder es war zu viel Arbeit im Bergwerk zu bewältigen. Doch jetzt, wenn wir schon so viele sind“, er blickte sich um und versuchte die Anzahl der Frösche zu erfassen, „werden wir wohl sofort unser Bündel schnüren und euch folgen. Apropos Bündel. Habt ihr schon gegessen?“
Verlegen schüttelten die Frösche und auch Frau Holle die Köpfe.
„Na, dann wird es aber höchste Zeit. Los, los“, sprach der Oberzwerg seine Brüder an, „was steht ihr hier so dumm rum. An den Herd und den Tisch gedeckt. Wir haben Hunger.“ Sogar an die Frösche wurde bei diesem ausgelassenen Abendmahl gedacht. Eine leckere Schmeißfliegen-Suppe brachte schnell wieder die verbrauchten Kräfte zurück.
Frau Holle und die Zwerge konnten dieser Delikatesse allerdings nichts abgewinnen und begnügten sich mit frischem Brot, Schinken und Käse.
Ein lauter Rülpser des Oberzwergs beendete das Mahl.
„Frau Holle, es ist mir eine Ehre, Ihnen mein Bett zur Verfügung zu stellen. Ich bin nun einmal der größte unter den Knilchen, die sich meine Brüder schimpfen.“ Lautes Gelächter folgte dieser Aussage.
Frau Holle wollte gerade etwas einwenden, doch der Zwerg fuchtelte abwehrend mit den Händen. „Keine Widerrede. Ihr schlaft in meinem Bett. Die Krö...“, gerade noch konnte er verschlucken, was er sagen wollte.
Doch Quaks hatte es bemerkt und schaute ihn trotz der liebevollen Gastfreundschaft bereits böse an.
„Ich meine, die Frösche können es sich hier in der Küche bequem machen“, fuhr der Oberzwerg unbeirrt fort. „Gleich morgen früh wollen wir dann losziehen.“
Alle waren damit zufrieden und schon bald hörte man ein verhaltenes Schnarchen und Quaken in dem Häuschen der sieben Zwerge.
Noch bevor die Sonne aufgegangen war, hatten alle ein kleines Frühstück zu sich genommen und verließen gemeinsam das Zwergenhaus.
„Wir müssen in Richtung Süden“, bestimmte der Oberzwerg.
Frau Holle lachte laut auf. „Ich weiß schon, weshalb“, sie wackelte neckisch mit dem Zeigefinger.
Quaks verstand das alles nicht. Er setzte sich auf den rechten Fuß von Frau Holle und brachte sie damit zum Stehen. „Was ist im Süden?“, wollte er wissen.
„Nun“, sagte die alte Frau, „wenn wir hier weiter Richtung Süden ziehen, erreichen wir Schlaraffenland. Die Zwerge haben eine Vorliebe für Süßigkeiten, aber hier in diesem Abschnitt des Märchenreiches gibt es so gut wie keine. Und zum Schloss von Dornröschen ist es noch Meilen weiter, als ins Schlaraffenland.“
„Aber, aber ...“, quakte Quaks aufgeregt, „Dornröschen wäre uns wahrscheinlich gefolgt, ob das eine gebratene Taube tut, wage ich zu bezweifeln.“ Frau Holle lachte lauthals los.
Die Zwerge sowie die anderen Frösche erschraken bei diesem Geräusch und blieben abrupt stehen. Alle schauten zu der Frau.
Diese wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht und ihr Blick glitt in die Ferne. „Auf dem Weg dorthin werden wir noch einigen Geschöpfen aus dem Märchenreich begegnen, die uns sicherlich begleiten werden.“
„Ah-ha“, machte Quaks, „und wem?“
„Nun, zum Beispiel der Erbsen-Prinzessin“, sagte Frau Holle.
„Dieser verwöhnten, eingebildeten Pute? Nie im Leben kommt die mit uns“, ereiferte sich Quaks.
„Die ist gar nicht so“, mischte sich da schon wieder Quiks ein.
„Ach, und woher willst du das wissen? Du kennst dich ja mit Menschen besonders gut aus, liebe Schwester“, stichelte der Froschprinz. „Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du seinerzeit Daumesdick gefressen, weil du ihn für eine besonders dicke Schmeißfliege gehalten hast.“
Quiks lief puterrot an und ließ den Kopf sinken, dann stotterte sie: „Das ist nur geschehen, weil es schon dunkel wurde.“
„Ja, ja“, entgegnete ihr Bruder, „und weil du so verfressen bist.“
„Ruhe jetzt!“, schritt Frau Holle energisch dazwischen, „das ist ja nicht auszuhalten. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen und dieser unsinnige Streit um etwas, das schon lange zurückliegt und wobei nichts weiter geschehen ist, bringt uns keinen Schritt voran.“ Beide Frösche senkten beschämt die Köpfe.
„So, und nun lasst uns Richtung Süden gehen“, bestimmt Frau Holle. „Die Erbsen-Prinzessin werden wir für unser Vorhaben gewinnen und vielleicht finden wir noch andere Verbündete.“ Eben machte sich ein anderer Gedanke in Quaks Kopf breit und er grinste.
„Vielleicht küsst sie mich. Die Erbsen-Prinzessin ist doch eine Menschliche“, teilte er den Geschwistern mit.
„Vergiss es“, unterbrach ihn Quiks, „die ist glücklich verheiratet.“
„Verdammt“, dachte der Königssohn enttäuscht und folgte den anderen in gemessenem Abstand.
Der Oberzwerg blieb plötzlich stehen, legte seine rechte Hand wie ein Trichter an sein Ohr und drehte sich zu der ihm folgenden Truppe um. „Psst“, machte er mit einem Zeigefinger vor seinen dicken Lippen, „ganz, ganz leise. Ich wittere den Wolf.“ Alle blieben wie versteinert stehen, kaum einer wagte es zu atmen.
Dann flüsterte Quaks: „Aber die Wölfe sind doch alle tot. Der mit Rotkäppchen ist nicht mehr, der mit den Geißlein ist nicht mehr. Gibt es denn noch mehr von denen?“
Der Oberzwerg nickte bedächtig, bevor er zur Antwort gab: „ Aber ja. Der Wolf, der die drei kleinen Schweinchen haben wollte, hat überlebt.“
Frau Holle überlief ein Schauer und sie rieb sich die Oberarme.
Die Frösche rückten enger beisammen und die sieben Zwerge bildeten einen Kreis um die Gruppe.
Der Oberzwerg spähte weiter angestrengt in die Ferne, er konnte den Wolf zwar riechen, ihn aber nirgends entdecken. Auch die anderen Zwerge steckten ihre großen, runden Knubbelnasen in alle Windrichtungen, um eine Fährte aufzunehmen.
Aus den hinteren Reihen der Frösche vernahmen sie ein aufgeregtes Quietschen: „Da ist er! Da ist er!“
Alle drehten sich um. Da stand der Wolf, auf den Hinterbeinen an einen Baumstamm gelehnt, und säuberte mit einem kleinen Holzstück sein Gebiss.
„Guten Tag, meine lieben Freunde“, grinste das Untier.
Die Gruppe rückte noch näher zusammen. Erst jetzt fiel dem Oberzwerg auf, dass seine Familie nur noch zu sechst war.
Der Wolf betrachtete, was er mit dem improvisierten Zahnstocher aus seinen Zahnlücken geholt hatte, und zuckte mit den Lippen.
„Du, du ...“, der Oberzwerg wollte auf den Wolf losstürzen, doch Frau Holle hielt ihn an der Schulter zurück. „Nicht“, sagte sie eindringlich, „warte.“
„Ich habe euch schon seit einiger Zeit beobachtet und frage mich, was ihr hier in meinem Revier tut.“
Quaks baute sich vor dem Wolf auf, obwohl er sich selbst dabei ziemlich lächerlich vorkam. „Wo ist der siebte Zwerg?“, wollte er mit Bestimmtheit wissen.
„Nun“, sagte der Wolf und machte eine lange Pause, „ich weiß es nicht. Falls ihr glaubt, ich hätte ihn gefressen, so muss ich euch enttäuschen. So ein Zwerg ist mir erstens zu klein und zweitens viel zu fettig.“
Der Oberzwerg stemmte beide Arme in die Hüften und starrte den Wolf böse an.
Dieser entgegnete: „Nichts für ungut, mein kleiner Freund. Aber ihr Zwerge habt einfach zu viel Fett auf den Rippen.“
„Das ist doch wohl die Höhe“, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Gebüsch. Der vermisste Zwerg trat daraus hervor. Entrüstet stellte er sich vor den Wolf. „Da geht zwerg mal fünf Minuten einem dringenden Bedürfnis nach und schon muss zwerg sich anhören, dass zwerg zu fett sei. Ich glaube das einfach nicht.“
Der Wolf betrachtete den kleinen Wicht mit einem schiefen Lächeln, dann beugte er sich über ihn, hauchte seinen stinkenden Atem in das Gesicht des Zwerges und fragte: „Wieso?
Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich gefressen?“
Als der Wolf das Anliegen der Frösche gehört hatte, erklärte er sich gerne bereit, der Gruppe zu folgen.
Doch nach ein paar Metern zwickte Quiks ihren Bruder in die Seite.
„Was ist denn?“, fragte dieser ungeduldig.
„Quaks, hältst du es für richtig, dass dieses Ungeheuer“, sie deutete auf den Wolf, „mit uns kommt? Ich meine, wen glaubst du sucht er? Rotkäppchen, die Geißlein, die Schweinchen? Ich traue ihm nicht.“
„Frau Holle vertraut ihm. Ich vertraue Frau Holle. Also hör auf mit dem Rumgequake“, schimpfte Quaks. Zielsicher folgte der Froschprinz dem Rest der Gruppe und schaute sich nicht mehr zu seiner Schwester um.
Isi, so hieß der Wolf, riss seine Schnauze in die Höhe, drehte seinen Schädel um 180 Grad und schnüffelte in die Luft. Dann ließ er sich auf die Vorderbeine fallen und sprintete in den Wald davon.
„Heh, hallo, was ist?“, stammelte Frau Holle noch, doch der Wolf war zwischen den Bäumen längst nicht mehr zu sehen.
Die Zwerge, ebenso die Frösche, blieben neben der Frau stehen und sahen in die Richtung, in der Isi verschwunden war.
„Was ist los?“, fragte Quaks unsicher.
„Ich glaube, er hat etwas gewittert“, entgegnete Frau Holle.
„Ich habe es dir gesagt! Ich habe es gewusst!“, jammerte Quiks und stieß ihren Bruder an.
„Ach, lass doch“, sagte dieser und hüpfte ein paar Froschschenkellängen zur Seite.
Alle starrten zum Wald, in den Isi so schnell gelaufen war. Die Luft schien vor Spannung zu knistern und sie hielten den Atem an.
Dann sagte der Oberzwerg: „Er hat etwas zu fressen gefunden.“ „Nein!“, riefen alle wie aus einem Mund.
Da hörten sie das Knacken von Zweigen und ein Trampeln auf dem Waldboden. Schon wenige Augenblicke später saß Isi vor ihnen, zwischen seinem scharfen Gebiss hielt er einen kleinen Jungen.
Von Zwerg über Frosch und Frau Holle erschraken zutiefst und wichen ein paar Schritte zurück.
Der Wolf setzte sich auf die Hinterbeine und spuckte seinen Fang vor die versammelte
Gruppe. „Bäh“, raunzte er, „das ist ja nur aus Holz!“
Das ausgespuckte Männlein richtete sich mühsam auf und jeder hörte das Holz in seinen Gelenken knacken. Als es stand, gab es dem Wolf einen gewaltigen Nasenstüber und rief laut in die Runde: „Ja, sag mal, kennst du mich nicht? Ich bin Pinocchio! Was hast du dir dabei gedacht, mich zu fangen? Ich war auf der Suche nach meinem Papa. Den muss ich jetzt schon das zweite Mal suchen, weil ich gelogen habe, als ich schon ein menschlicher Junge war. Du hast alles verdorben, du dummer Hund.“
Jetzt baute sich auch Isi auf und knurrte den Holzjungen ärgerlich an. „Also, zum ersten bin ich kein Hund, Gott bewahre – ich bin ein Wolf. Und zweitens kenne ich kein Märchen mit einem Holzjungen.“
Der kleine Junge entgegnete empört: „Carlo hat mich erfunden. Auch ich gehöre in dieses Märchenreich. Und wer bist du denn überhaupt?“