Nach dem Tod meines Mannes fand ich viele seiner handschriftlichen Manuskripte, die es mir wert schienen, nicht entsorgt zu werden. Sie gaben letztlich den Ausschlag, über unser langes, schönes und auch schweres Leben zu berichten. Vielleicht nur für unsere Nachfahren, vielleicht auch für viele, die sich mit dieser, unserer Zeit nicht auskennen, aus Schulbüchern sachliches Wissen, aber wenig über tatsächliches Leben, Freude und Leid in vierzig Jahren erlebter DDR erfahren haben.



Autor: Renate Barth
Druckausgabe:
Umfang: 100 Seiten
Format: Hardcover
ISBN: 978-3746768243
Preis: 14,99€
eBook-Ausgabe:
Hier erhältlich
Erstes Kapitel
„Du bist nicht alt. Du wirst immer im Herzen jung sein, weil du dir so viel Kindlichkeit bewahrt hast, so viel mädchenhafte Sehnsucht und die Reife des Alters besitzt, deshalb bist du nie eine Alte, wirst immer meine geliebte einzige Frau in meinem Leben sein.“
Diese, seine Worte leben immer noch in mir, obwohl ich schon seit zwei Jahren allein bin. Keiner und keine konnte ihn mir entfremden oder nehmen, nur der Krebs, diese furchtbare, noch unbezwingbare Krankheit war stärker als wir.
*
Draußen tobte sich der Sommer in den buntesten Farben aus, die Blüten dufteten und die Sonne lachte. Ein Tag, wie für das Leben und die Liebe gemacht.
Nur nicht für mich.
Ich saß in der Friedhofskapelle in der ersten Reihe. Meine tränenschweren Augen nahmen nur die mattschimmernde, silberfarbene Urne wahr, auf einem Kranz mit Immergrün und dunkelroten Rosen. Genau solche, wie sie mir mein Liebster vor fast sechzig Jahren als Hochzeitsstrauß gebracht hatte. Davor ein steinernes Herz, ebenso besteckt mit blutroten Rosen. Darauf die weiße Schleife und in schwarzer Schrift wenige Worte: In Liebe – Deine Frau.
Die Worte des Trauerredners erreichten mein Ohr nur bruchstückweise, und wenn, dann lösten sie neue Tränen aus.
Es gab für mich kein schönes Leben mehr.
Der Mann, der aus einem unbedarften Mädchen seine Geliebte, sie dann zu seiner Frau und letztlich zur Mutter unseres gemeinsamen Sohnes gemacht hatte, war gegangen, eingeschlafen für immer, unumgänglich, nicht wieder gutzumachen.
Ich war allein.
Die Tränen kamen nicht nur aus meinen Augen, sondern mein Herz weinte. Auch, als unser Sohn aufstand und berührende Worte über seinen Vater sprach, der immer Förderer und Fordernder für ihn war; der ihn aber immer spüren ließ, dass er geliebt wurde. Auch, wenn Erziehung manchmal Zwang war. Er stand vor den Trauergästen und wirkte souverän und beherrscht, während er von den Erinnerungen an seinen Vater erzählte, der ihn bei Wanderungen auf Flora und Fauna aufmerksam machte, wie sie gemeinsam Bäume und Pflanzen bestimmten oder wie er am Pechgraben aus Zweigen eine Wassermühle für ihn baute. Immer war er bemüht, auf alle Fragen eine ehrliche Antwort zu finden. „Er war immer für mich da, genauso für seine Enkelkinder, bis ihm die Krankheit die Kraft nahm“, da erst brach seine Stimme, Tränen liefen über sein Gesicht und er setzte sich wieder neben mich. Ich schloss meine Finger um seine Hand, tröstend, wie es eben eine Mutter macht. Dabei war mein Herz schwer wie ein Stein.
Eine autobiografische Reise durch ein Leben in der DDR vor und nach der Wiedervereinigung (Amazon 4/5)
Der erste Teil des Titels ist passend, denn die Autorin erzählt von der Reise ihres Lebens und den Menschen, die sie begleitet haben, der 2. Teil: "oder der verlorenen Traum" erschließt sich mir nicht ganz. Ich vermute, es geht um ihre Widmung für alle Menschen der untergehenden DDR, die Herz und Verstand für ein besseres Leben eingesetzt haben und gescheitert sind.
Das Cover, so wie ich es erhalten habe, wird der tollen Erzählung nicht gerecht. Die Schrift und der gelb/orangene Einband sind absolut kein Hingucker. Es ist inzwischen wohl verbessert worden (das neue Cover ist wunderschön und passt sehr gut zu der Geschichte)
Die autobiografische Geschichte ist flüssig zu lesen und der Schreibstil der Autorin macht es einem leicht, in diese tolle Geschichte einzutauchen.
Es war Renate Barth wohl ein großes Bedürfnis ihren Schmerz über den Verlust ihres geliebten Mannes durch das Schreiben eines Buches Luft zu machen. Die Einsichtnahme in ihre Gefühlswelt spürt man besonders, als sie von seinen letzten Wochen im Kampf gegen den Krebs erzählt.
Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrer Kindheit im 2. Weltkrieg, über das Leben in der DDR und die Wiedervereinigung, bis hin zur Gegenwart.
Mit Spannung verfolgt man ihre Lebensreise, schön auch die eingefügten Notizen ihres Ehemanns.
Ich finde es schade, das wenig über die lange, glückliche Ehe geschrieben wird, es wäre schön gewesen, wenn sie hier ein bisschen ins Detail gegangen wäre.
Ich gebe dieser Geschichte eine absolute Lesempfehlung und 4 Sterne.
(Petra Armgart-Klinke)
Ein sehr schönes Buch (Amazon 5/5)
Authentisch geschrieben.. mitten aus dem Leben.. man fühlt sich hereingezogen in die Geschichte .. und fühlt sich gleich weniger allein ..danke.
(Edda Schimanski)