Ina Broich sieht sich als Afrika-Schreiberin, ebenso als Gesellschaftsschreiberin. Sie möchte in ihren Kurzgeschichten Ungesehenes sichtbar machen, wachrütteln und sie kämpft um Aufmerksamkeit für Menschen, die sonst kaum jemand wahrnimmt. Da sie sich nicht auf ein Genre festlegt, wird sie von der Presse als Autorin der Gegensätze beschrieben.
Sie leitet Poetry-Slam Kurse in Schulen und das Lyrikforum im Bookerfly-Club.
Portfolio
„Die Plitsch“, Kinderbuch, erschienen im Klecks Verlag
„Die Quelle“ Fantasyroman
„Sichtweisen I - Die dritte Seite der Medaille“, erschienen bei Verlag Goldene Rakete
„Sichtweisen II - Ich slamme, also bin ich.“
„Herbstmärchen“ erscheint im November 2021 im MoKo-Verlag
Regelmäßige Veröffentlichungen in der Literaturzeitschrift „Der Gießerjunge“ und in der Literaturzeitschrift „Syltze“
Kurzgeschichte „Die Vergessenen“ in der Anthologie „Neuss: literarisch“
Kurzgeschichte „Kayelitsha burning“ im Jahrbuch 2020 des MoKo-Verlages
Kurzgeschichte „Geliebtes, blutiges Land“ im Jahrbuch 2021 des Mono-Verlages
Kurzgeschichte „Nie und das Meer“ erschienen im Podcast „Was liest die da“
Diverse Gedichte in der Weihnachtsanthologie „Ein literarischer bunter Teller.
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Bei uns im Programm:
Herbstmärchen
Firna Wunderherz
Ebenfalls ein Neuzugang im MoKo-Verlag ist Ina (Katharina) Broich. Sie hat viele Jahre in Kapstadt gelebt und einige ihrer Geschichten (u.a. für das MoKo-Jahrbuch) schildern Erlebnisse und gesellschaftskritische Bemerkungen. Mit „Die Plitsch – Auf ins Abenteuer“ im Klecks Verlag hat sie ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Im MoKo-Verlag erscheint Ende September ihr autobiografisch gefärbter Roman „Herbstmärchen“.
Fangen wir mit den Fragen an, liebe Ina.
1. „Die Plitsch – Auf ins Abenteuer“ aus dem Klecks Verlag mit wundervollen Illustrationen von Michaela Frech ist dein erstes Kinderbuch. Was hat dich dazu bewogen für Kinder zu schreiben?
Meine beiden Kinder waren im Kindergartenalter, als mir die Idee zum Buch kam. Tatsächlich kam sie von den Beiden. Sie ließen keine Pfütze aus und stellten Fragen, bis mir der Kopf rauchte. Gemeinsam haben wir dann Geschichten erfunden und so wurden schließlich die Plitsch geboren.
2. War es schwierig eine so begabte Illustratorin wie Michaela Frech zu finden? Es war schwierig, aber vor allem aufregend. Immerhin gibt man seine Figuren ein Stück weit in andere Hände.
Der Verlag hatte mir verschiedene Illustratoren an die Hand gegeben, ich habe aber auch selbst gesucht. An der Düsseldorfer Kunsthochschule zum Beispiel. Alle Illustratoren haben sich sehr ins Zeug gelegt. Aber als ich den ersten Entwurf von Michael sah, da wusste ich, das ist es! Sie konnte sich wunderbar einfühlen und hat instinktiv gezeichnet, was ich im Kopf hatte. Das war ein fantastisches Gefühl. Die Empfehlung des Klecks Verlags war Gold wert und ich würde jederzeit wieder mit ihr arbeiten.
3. „Herbstmärchen“ das Ende September im MoKo-Verlag erscheinen wird, enthält autobiografische Züge. Bist du damit dem Bedürfnis gefolgt, Geschehenes verarbeiten zu können?
Mein persönliches Erleben und Fiktion fließen in diesem Buch direkt ineinander. In meinem Leben gab es einige Schicksalsschläge. Der Umgang mit Sterben und Tod ist kein Tabu und betrifft jeden von uns. Leben, Lieben, Sterben, dies alles liegt eng beieinander und sollte für mein Empfinden nicht getrennt werden. Ich möchte mit meinem Roman die Scheu vor dem Thema „Sterben“ nehmen.
4. Auch im Bereich Fantasy hast du bereits veröffentlicht. „Die Quelle – Band 1 der Tirastrilogie“. Was fasziniert dich an diesem Genre?
Ich liebe dieses Genre. Es ist angefüllt mit unendlich vielen Möglichkeiten. Hier kann ich frei erfinden. Alles ist möglich, alles geht. Ich kann neue Sprachen entwickeln, Orte und Länder erschaffen und Wesen kreieren, die es sonst noch nie gab. Meine einzige selbstauferlegte Regel lautet: Keine neuzeitlichen Worte verwenden. Ich halte mich an den Stil des High-Fantasy-Romans. Die ist ein wunderbarer Ausgleich zu meinem sonst eher gesellschaftskritischem Schreiben.
5. Mit deinen gesellschaftskritischen Texten gehst du auch sehr gerne in die Öffentlichkeit. Wie planst du deine Lesungen?
Die Auswahl meiner Texte mache ich vom Publikum abhängig. Ich schaue sehr genau hin, wen ich vor mir habe. Deshalb kann es sein, dass ich spontan mein Programm umschmeiße. Deshalb habe ich prinzipiell immer alle meine Texte dabei. Gibt es Vorgaben vom Veranstalter, berücksichtige ich diese selbstverständlich. Ich lese lieber im Stehen, daher bringe ich mein eigenes Lesepult mit. In aufrechter Position kann ich dem Gelesenen viel mehr Nachdruck verleihen und mit Gesten untermalen.
6. Welche Projekte dürfen wir von dir noch erwarten?
Aktuell arbeite ich an Band zwei und drei der Tirastrilogie. Parallel schreibe ich an einem Urban Fantasy Roman. Mit Hilfe des Neusser Stadtarchives wird es eine kommentierte Ausgabe des Kriegstagebuches meines Urgroßvaters geben. Dies ist ein Herzensprojekt für mich und ich bin dankbar, so die Geschichte lebendig und wach halten zu können.
Außerdem habe ich meinem Sohn einen Jugendfantasyroman mit Meeres-Gestaltwandlern versprochen und meiner Tochter ein Zaubermärchen. Eine Dystopie liegt auch auf dem (Küchen-) Tisch, hier benötige ich noch einiges an fundierter Recherche. Alles soll bis ins kleinste Detail Hand und Fuß haben. Alle Projekte sind weit über das Anfangsstadium hinaus und ich arbeite immer dort, wo die Ideen fließen. Dies hat den Vorteil, dass ich Schreibblockaden vorbeuge.
7. Ich hatte das große Vergnügen dich und deinen Mann privat kennen zu lernen. Wie wichtig empfindest du die Unterstützung des Partners?
Ohne meinen Mann würde ich wahrscheinlich bis heute nicht schreiben. Er gab mir vor vielen Jahren den nötigen Impuls, ohne den ich nicht begonnen hätte. Er hat vor mir erkannt, was in mir schlummert und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Im Schreiben habe ich meine Berufung gefunden und das macht mich sehr glücklich. Deshalb lasse ich mich auch nicht auf ein Genre festlegen. Ich bin und fühle mich als Autorin der Gegensätze.
8. Du schreibst sozusagen in allen Lebenslagen, wie du mir verraten hast. Wie muss ich mir das vorstellen? Blendest du dann dein Umfeld aus und schreibst drauf los?
In einem Haushalt mit heranwachsenden Teenagern, Mann und Hund ist eigentlich nie Zeit. Und da es das Wort „eigentlich“ nicht gibt, habe ich beschlossen, mir Raum und Zeit zu nehmen. Ich schreibe im Auto, während die Kinder ihren Sportarten frönen. In Arztpraxen habe ich den Großteil meines Kinderbuches geschrieben. Durch die Erkrankung meiner Tochter verbringen wir viel Zeit in Krankenhäusern. Dort schreibe ich meine Slams und Kurzgeschichten. Papier und Stift habe ich grundsätzlich dabei. Ideen kommen mir überall. Wenn ich sie nicht sofort aufschreibe, habe ich die schönsten Formulierungen bald wieder vergessen. Also schreibe ich genau da, wo ich gerade bin. Ich habe einmal eine Theatervorstellung verlassen, weil mir eine Zeile für ein Gedicht in den Sinn kam, also bin ich raus und habe losgeschrieben. Mein Umfeld kann ich ausgezeichnet ausblenden. Der Fokus liegt dann ausschließlich auf dem Text und vom Geschehen in meinem Umfeld bekomme ich wenig mit. Es gibt nur wenige Orte, an denen ich noch nicht geschrieben habe. Zum Beispiel in einem eigenen Büro. Das würde ich mir auf Dauer wünschen.
9. Gibt es für dich Grenzen oder Einschränkungen, über die du nicht schreiben würdest?
Mit meinen Slams und gesellschaftskritischen Texten bewege ich mich durchaus auf politischem Terrain. Daher wäre für mich eine Grenze, mich von Radikalen, Fanatikern und Rechten instrumentalisieren zu lassen.
10. Welche Empfehlungen kannst du jungen Autoren und Autorinnen geben?
Mein Rat lautet immer: Fang an, warte nicht. Der richtige Moment ist genau jetzt! Gib nicht auf und glaube an dich. Schreibe aus Leidenschaft, nicht fürs Geld. Wenn der Kopf voller Ideen ist, sperre sie nicht ein, sondern lasse sie frei laufen. Alles andere ergibt sich (hoffentlich).
Ich danke Dir für Deine ehrlichen Antworten und freue mich schon auf ein weiteres Interview mit einer Deiner Kolleginnen/Kollegen. Und keine Sorge, es gibt jedes Mal neue 10 Fragen.
Euer Markus vom MoKo – Verlag