Engelbert Gottschalk, 1963 in Moers geboren, ist Stadtplaner und lebt mit seiner Frau in Düsseldorf.
Er hat an den Universitäten Trier und Frankfurt a. M. Geografie, Volkswirtschaft und statistische Methodenlehre studiert. Seine zweite Heimat ist Asien.
Zahlreiche Reisen führten ihn zum indischen Subkontinent und nach Südostasien, wo er zahlreiche Anregungen für den Roman „Die Himmelstürmerin“ bekommen hat.
Seit 2017 ist er selbstständiger Schriftsteller. Seine Stories sind in der realen Welt angesiedelt, in die plötzlich und unerwartet das Fantastische einbricht.
Szenen aus dem Alltag oder dem privaten Umfeld der Protagonisten wechseln sich ab mit surrealen Episoden.
Bei uns im Programm:
Die Himmelsstürmerin
Zu einem neuen Autoreninterview mit 10 Fragen begrüße ich heute Engelbert Gottschalk. Sein ungewöhnlicher Fantasyroman „Die Himmelsstürmerin“ erscheint voraussichtlich im Oktober im MoKo-Verlag.
Hallo Engelbert, dann legen wir mal los.
1. Du bezeichnest Südostasien als Deine zweite Heimat. In wie weit hat diese Liebe zu diesem Land den Roman „Die Himmelsstürmerin“ beeinflusst?
Die Reisen nach Süd- und Südostasien waren ein wichtiger Impuls. Alle im Roman beschriebenen Locations wurden von mir persönlich bereist.
2. Könntest Du Dir vorstellen ein reines Reisetagebuch über Deine Erlebnisse dort zu schreiben?
Nein! Ich bin Fantasy-Autor und kein Reiseschriftsteller. Das können andere besser als ich.
3. In Deinem Roman geht es auch um Nahtod-Erfahrung. Hast Du oder jemand aus Deiner Umgebung Erlebnisse in dieser Richtung gehabt?
Zum Glück nicht! Aber ich habe die Berichte von Menschen studiert, die Nah-Tod-Erfahrungen gemacht haben. Diese sind abhängig vom kulturellen Kontext und dem Glauben, dem sie anhängen.
4. Der Einbruch des Surrealen in die wirkliche Welt ist ein vorherrschendes Thema bei Dir. Könntest Du das auch in einem anderen Genre als Fantasy unterbringen?
Ja! Meine Anthologien „Zartbitter“ und „Hartbitter“ enthalten moderne Märchen und Episoden aus der Arbeitswelt, die ins Surreale abdriften.
5. Welche Art von Lesern möchtest Du mit der „Himmelsstürmerin“ erreichen?
Der Roman ist für Menschen aller Altersklassen geeignet. Da die Arbeitswelt in Großbetrieben mit ihren hierarchischen Strukturen, der Karriereorientierung einiger Mitarbeiter sowie den Unterdrückungsmechanismen ein zentrales Thema des Romans ist, stehen Berufstätige bei der Zielgruppe an erster Stelle. Ihnen öffnet der Roman ein Fenster, dass die Möglichkeit bietet, die Bedeutung des Berufslebens im Rahmen der „Work-Life-Balance“ zu hinterfragen.
6. Was inspiriert Dich beim Schreiben und wie bereitest Du Dich darauf vor?
Ich bekomme die Anregungen aus der Alltagswelt. Die Menschen, mit denen ich zusammentreffe, ihre Lebenswege, Ansichten und Irrwege sind ein Reservoir, das voller Überraschungen ist. Manchmal reichen wenige Sätze, die in mir etwas bewegen oder Assoziationen hervorrufen. Dann laufen Bilder vor meinem geistigen Auge ab und ich mische die Gedanken mit Szenen und Ereignissen aus der Vergangenheit. Gleichzeitig verbinde ich die Fragmente mit Standorten, an denen die Handlung spielen könnte. Ergibt sich eine Struktur, die mich interessiert, entwickle ich einen Plot. Auch für die Figurenentwicklung sind die Menschen aus meinem Umfeld maßgeblich.
7. Hast Du Vorbilder für Deine schriftstellerische Tätigkeit?
Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir die Zeit, um die Romane anderer Autoren zu lesen, geschwiege denn zu studieren. Von den Klassikern liebe ich Herman Heese, Franz Kafka und Edgar Allan Poe, von den modernen Autoren Stephen King. Patrick Süskind und - wegen der Fähigkeit, Spannung zu erzeugen - Sebastian Fitzek.
8. Was hat Dich veranlasst die Komfortzone eines sicheren Einkommens zu verlassen und Dich ganz dem Schreiben zu widmen?
Ich bin ein paar Jahre früher aus dem Beruf ausgestiegen als es die Rentenversicherung erlaubt. Wer den Roman aufmerksam liest, weiß warum. Das Leben gleicht einer Seifenblase: Sie schwebt für kurze Zeit durch die Luft und platzt ohne Vorwarnung. Ich räume meiner Leidenschaft, dem Schreiben, Vorrang ein und verzichtete gerne auf ein paar Statussymbole.
9. Welche drei – bitte nur die wichtigsten drei – Faktoren sind für Dich beim Schreiben wichtig und warum?
Figurenentwicklung: Ich entwickle die Figuren, bevor die Struktur und die Handlung des Romans entstehen. Meine „Helden“ sind nicht perfekt, haben Ecken und Kanten, beschreiten Pfade, die voller Stolpersteine sind. Deshalb bieten sie den Leser/innen die Möglichkeit, sich mit ihnen zu identifizieren bzw. sie zu mögen.
Schreibstil: Eine lebendige, emotionsgeladene Sprache ist der Schlüssel zum Herz der Leser/innen. Es kommt darauf an, Bilderwelten zu erschaffen, die haften bleiben und das Alltagsgrau in Farbe verwandeln.
Gesellschaftliche Relevanz: Belletristik hat die Aufgabe, zu unterhalten. Als Schmiermittel dient die Spannung, die die Leser/Leserinnen fesselt. Nicht umsonst entscheidet das erste Kapitel darüber, ob sie weiterlesen oder das Buch in den Bücherschrank bzw. den Papierkorb des Computers ablegen. Aber Nervenkitzel und Unterhaltung sind kein Selbstzweck. Sie zu verknüpfen mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit oder Toleranz gegenüber Außenseitern ist mir ein Anliegen.
10. Wie sehen Deine nächsten Projekte aus?
Es ist geplant, dem Roman „Die Himmelsstürmerin“ einen zweiten Teil hinzuzufügen. Schließlich konnte die Gedächtnislücke der Protagonistin nicht geschlossen werden. Dieser Folgeband liegt im Entwurf vor. Zuvor erscheint im November mein zweiter Roman „Fluchtpunkt Kaukasus – Im Bann der Wehrtürme“. Dabei bin ich dem Fantasy-Genre untreu geworden. Der Thriller / die Roadstory handelt von den Machenschaften einer international operierenden Verbrecherorganisation, die eine Blutspur durch Europa zieht. Zum Wettbewerb „Vestische Literatur-Eule 2021“ habe ich eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Ruhrgeister“ eingereicht.
Herzlichen Dank für Deine ehrlichen Antworten. Ich bin mir sicher, die Leser sind schon sehr gespannt auf „Die Himmelsstürmerin“. Ich wünsche Dir viel Erfolg damit und uns entspannende, spannende Lesestunden.