Heute freue ich mich Detlef Klewer als Interviewgast hier zu haben. Seine Comics, Fachbücher im Bereich „Horror“ und diverse Anthologien, in denen er mitwirkte, sind preisgekrönt. Seit kurzer Zeit arbeitet er auch als Coverdesigner und Autor für den MoKo-Verlag und ist somit ein echter Gewinn für uns alle.
Fangen wir mit den Fragen an, Detlef.
1. Welche deiner Tätigkeiten stehen für dich im Vordergrund: Coverdesigner, Comiczeichner, Autor oder Herausgeber und warum?
Am wichtigsten ist mir sicher die Tätigkeit des Designers und Comiczeichners. Das war schon seit der Schulzeit meine Leidenschaft. Ich habe damals meine vom amerikanischen Underground inspirierten Comics und Cartoons in diversen Alternativzeitschriften veröffentlicht. Und ein achtseitiger Comic wurde sogar im Kultmagazin „Schwermetall“ gedruckt. Mein ursprünglicher Plan war es auch ein Kunststudium aufzunehmen. Widrige Lebensumstände verhinderten das, aber es gab einen Plan B und ich war dann auch beruflich zumindest eingeschränkt kreativ tätig. Als sich 2004 die unverhoffte Chance bot, meinen Jugendtraum doch noch zu verwirklichen und mich als Illustrator und Designer selbstständig zu machen, habe ich die mit Unterstützung meiner Frau ergriffen.
2. Wie gehst du bei einem Coverentwurf vor?
Meine Cover sind, bis auf wenige handgezeichnete Ausnahmen, Collagen, die am Computer entstehen. Das ist das „moderne“ Element. Meine Herangehensweise dagegen ist sehr klassisch. Zunächst versuche ich beim Lesen der Geschichte die Essenz des Abzubildenden herauszufiltern, das Grundthema zu finden. Dann entstehen Ideen dazu und erste Skizzen, die ich dann entsprechend mit eigenem oder fremdem Bildmaterial umsetze. Dabei ist die besondere Herausforderung immer den Inhalt des Buchs auf den Punkt zu bringen, ohne zu viel davon zu verraten.
3. Du bist Verfasser von Fantasy-, Mystery-, Horror-, Steampunk- und Science-Fiction-Geschichten. Was fasziniert dich an diesen Genres?
Die Fantastik war schon früh eine große Leidenschaft. In fremde Sphären eintauchen, unheimlichen Wesen begegnen, Paralleluniversen erforschen … das alles fand ich schon immer faszinierend. Und jedes Genre besitzt eigene Themen, die mich alle auf ihre Art begeistern. Und so versuche ich mich zumindest literarisch in allen Spielarten. Weil ich es spannend finde, mich in diesen unbekannten Welten zu bewegen. Die große Liebe ist aber eindeutig der Horror. Sowohl literarisch, als auch filmisch. Dem Horrorgenre bin ich seit meiner frühen Jugend und der Entdeckung von Dan Shockers Gruselkrimis zugetan. Das waren die damals so genannten „Groschenromane“. Dicht gefolgt wird der Horror von der Science-Fiction. Mein Interesse daran wurde selbstverständlich durch „unseren Mann im All“ Perry Rhodan initiiert . Man sieht, dass meine literarischen Wurzeln eher trivialer Natur sind … ;-) … Erst danach kam Tolkien und die Fantasy. Und inzwischen ist auch noch der Steampunk hinzugekommen. Mich interessiert hier die kreative Verschmelzung von Historie und Phantasie.
4. Was sind deine Kriterien als Herausgeber von Horror-Anthologien?
Die Kriterien sind eigentlich ganz einfach. Die Geschichten, die ich für meine Anthologien auswähle, müssen originell sein und ein Mindestmaß an schriftstellerischem Talent aufweisen. Wobei ich der Originalität oft den Vorzug gebe, denn ich habe ja mit Iwo eine großartige Lektorin an meiner Seite, die alle Geschichten enorm aufwerten kann. Das gilt im übrigen für alle Anthologien, denn es gab auch schon SF-Sammlungen und im nächsten Jahr steht eine Steampunk-Anthologie an.
5. Beim Zeichnen von Comics könnte man sich das so vorstellen, dass da bereits ein kompletter Film mit Bildern in deinem Kopf abläuft?
Comics sind ja ein überwiegend visuelles Medium. Daher ist die Vorstellung ziemlich genau an der Realität. Ich arbeite in meinen Comics mit vielen filmischen Mitteln wie „Establishing Shots“, „Close ups“ usw. Daher ist es tatsächlich ein Film im Kopf, der zeichnerisch umgesetzt wird.
6. Dein Fachbuch „Kinder der Nacht – Vampire in Film und Literatur“ hat 2007 den VIRUS-AWARD als bestes Fachbuch des Jahres gewonnen. Wie lange haben die Recherchen dafür gedauert?
Angefangen habe ich 2003. Zu diesem Zeitpunkt entstand die Idee den Vampir in Film, Historie und Literatur zu beleuchten. Ich habe dann ein grobes Konzept entwickelt und jede Menge Informationen gesammelt. 2006 begann die Arbeit am Buch selber. Fast ein Jahr dauerte die Arbeit, bis ich jene Mischung aus Information und Entertainment gefunden hatte, die mir am Ende die Auszeichnung eingebracht hat. Besonders stolz war ich dabei darauf, dass mir die leider inzwischen verstorbene Kultschauspielerin Ingrid Pitt und der Nekroscope-Erfinder Brian Lumley jeweils ein Vorwort bzw. eine Einleitung verfasst haben.
7. Ebenfalls bemerkenswert sind deine Buchillustrationen, die wir bald auch schon in der Anthologie „Hautnah“ aus dem MoKo-Verlag finden werden. Du hattest von mir nur die Titel einiger Beiträge erhalten und perfekte Ergebnisse geliefert. Wie bist du dabei vorgegangen?
“Berührte Haut“
Ich bin ein sehr visueller Mensch. Was natürlich bei meinem Beruf auch zwingend nötig ist. Aber es benötigt eben nur wenig, um mein Kopfkino in Gang zu setzen. Dazu reichen oft wenige Sätze einer Geschichte. Manchmal muss es auch nur ein aussagekräftiger Titel sein. Dann habe ich, wie im Fall „Hautnah“, sofort ein Bild vor Augen, dass nur noch umgesetzt werden muss.
8. Bleibt dir bei deiner Vielseitigkeit noch Zeit für Familie und Freizeit?
Wenn man nahezu ausschließlich für Kleinverlage arbeitet, die ja nicht gerade in Geld schwimmen, und daher nur moderate Honorare zahlen können, dann muss man natürlich viel mehr Zeit in die Arbeit investieren. Aber Zeit für die Familie muss immer da sein.
9. Wie sehen deine nächsten Projekte aus?
Abgesehen von meinen nächsten Anthologieprojekten „Jahrmarkt der Mysterien“, dass Anfang Dezember publiziert wird, und „NecroSteam“, dass bis Ende des Jahres läuft, und diversen Buchcovern, freue ich mich besonders auf zwei Comicaufträge. Der zweite Teil eines Steampunk-Western, dessen erster Teil jetzt im September erscheint. Und eine ziemlich deftige Horrorgeschichte, die ganz sicher nichts für Jugendliche unter 18 Jahren wird.
10. Gibt es Dinge, die dich auf die sprichwörtliche „Palme“ bringen?
Da gibt es einige! Intoleranz, Egoismus, Ignoranz, rechtes Gedankengut, Klimawandelleugner, Fanatismus und, und, und ... Die Liste ist ziemlich lang. Aber ich bemühe mich immer nach einem sehr weisen Gelassenheitsgebet zu handeln, das da lautet: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“.
Ich danke Dir für Deine ehrlichen Antworten und freue mich schon auf ein weiteres Interview mit einer Deiner Kolleginnen/Kollegen. Und keine Sorge, es gibt jedes Mal neue 10 Fragen.